Die Vorteile der Atemgaskonditionierung in der perioperativen Umgebung

Der Einsatz der Atemgaskonditionierung in der perioperativen Umgebung hat in den letzten Jahren aufgrund ihrer zahlreichen Vorteile an Popularität gewonnen.
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Die Vorteile der Atemgaskonditionierung in der perioperativen Umgebung

Der Einsatz der Atemgaskonditionierung in der perioperativen Umgebung hat in den letzten Jahren aufgrund ihrer zahlreichen Vorteile an Popularität gewonnen.
INSPIRE Die Vorteile der Atemgaskonditionierung in der perioperativen Umgebung Armstrong Medical | Medical Device Manufacturer
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Aufgrund ihrer zahlreichen Vorteile für Patienten und OP-Team hat die Nutzung der Atemgaskonditionierung in der perioperativen Umgebung in den letzten Jahren an Popularität gewonnen. Diesen Monat geht es In unserem Blog um die Bedeutung des Einsatzes von erwärmten und befeuchteten Atemgas, die dafür verfügbaren Systeme und die Belege für ihren Einsatz im perioperativen Bereich. 

Bei diesen Gasen handelt es sich in der Regel um Sauerstoff, Luft oder Distickstoffoxid (Lachgas), das erwärmt und befeuchtet werden kann, bevor es dem Patienten über ein Beatmungssystem oder eine Maske zugeführt werden. Diese als perioperative Befeuchtung bezeichnete Praxis wird in der Regel angewandt, um das Risiko von Komplikationen zu verringern und den Patientenkomfort während der Operation zu verbessern. 

Während eines chirurgischen Eingriffs können die Atemwege aufgrund verschiedener Faktoren trocken werden, z. B. durch Anästhesie, die Verabreichung von trockenem Sauerstoff über ein Beatmungssystem und die natürliche Verdunstung von Feuchtigkeit aus den Atemwegen [1]. Wenn die Luftröhre eines Patienten intubiert oder eine supraglottische Atemwegshilfe in situ eingesetzt wird, werden die normalen Erwärmungs-, Befeuchtungs- und Filterfunktionen der oberen Atemwege umgangen. Wenn nicht genügend Feuchtigkeit direkt in die Luftröhre gelangt, kann die Schleimhaut der Luftröhre Schaden nehmen [1]. 

Diese Trockenheit kann zu einer Entzündung der Atemwege führen, was wiederum Komplikationen wie Husten, Laryngospasmus und Bronchokonstriktion nach sich ziehen kann [2]. Das Risiko einer Atemwegsobstruktion ist bei dem Patienten bereits erhöht, da die mit der Anästhesie einhergehende Abnahme des Muskeltonus durch eine spezifische medikamenteninduzierte Hemmung der Nerven- und Muskelaktivität der oberen Atemwege noch verstärkt wird. Obwohl die Inzidenz schwerer perioperativer Bronchospasmen gering ist, können sie bei Hochrisikopatienten, die sich einer Anästhesie unterziehen, aufgrund einer Obstruktion der Atemwege lebensbedrohlich sein [4]. Darüber hinaus haben Fontanari et al. gezeigt, dass Rezeptoren in der Nasenschleimhaut auf kaltes und trockenes Gas reagieren und sowohl bei gesunden Probanden als auch bei Asthmatikern eine schützende bronchokonstriktorische Reaktion auslösen [5,6].

Chalon et al. haben gezeigt, dass nach weniger als vier Stunden mechanischer Beatmung anästhesierte Patienten, die unzureichend befeuchtetes Gas erhielten, signifikant mehr postoperative Komplikationen aufwiesen als Patienten, die gesättigtes Gas erhielten [7]. Durch die Zufuhr feuchter, warmer Gase in die Atemwege trägt die perioperative Befeuchtung dazu bei, die Atemwege mit Feuchtigkeit zu versorgen und das Risiko dieser Komplikationen zu verringern. 

Die mukoziliäre Clearance, die durch das koordinierte Schlagen der Zilien bewirkt wird, ist die erste Verteidigungslinie zur Erhaltung der Lungengesundheit. Sie ist für die Reinigung sowohl der oberen (Nasenhöhle) als auch der unteren Atemwege von Schleim, Partikeln und Krankheitserregern verantwortlich. Williams et al. haben eine Reihe von Funktionsstörungen beschrieben, die in den Atemwegen auftreten können, wenn die Feuchtigkeit und Temperatur des einem Patienten zugeführten Gases nicht optimal sind [8]. Dazu gehören zäher Schleim, der den mukoziliären Transport verlangsamt oder zum Stillstand bringt, ein verminderter Zilienschlag, der zu Zellschäden und verminderter Lungen-Compliance führt, sowie eine verminderte funktionelle Residualkapazität, die zu Atelektase und Shunt-Bildung führen kann [8]. Eine Studie von Hansani et al. hat gezeigt, dass die Beatmung mit warmer befeuchteter Luft die mukoziliäre Clearance der Lunge bei Bronchiektasiepatienten verbessert hat [9]. Daher muss das dem Patienten zugeführte Gas künstlich konditioniert werden, um diese verlorenen Funktionen zu ersetzen.

In mehreren Studien wurden die Vorteile des Einsatzes von erwärmten und befeuchteten Gasen mit nasalem High-Flow-Sauerstoff vor und während der Operation, einschließlich der schnellen Sequenzinduktion (rapid sequence induction, RSI) erörtert [10,11]. Damit soll das Apnoe-Fenster verlängert werden, bevor der Atemweg gesichert ist. Es wurde nachgewiesen, dass die High-Flow-Sauerstofftherapie mit erwärmten und befeuchteten Gasen der Sauerstoffzufuhr über eine Gesichtsmaske nicht unterlegen ist und den Anstieg des arteriellen Kohlendioxidgehalts während der Apnoe um 50 % reduziert [10] 

Wenn der Patient vor der Operation ein warmes und feuchtes Gasgemisch erhält, kann dies das Risiko postoperativer Komplikationen verringern [11]. Nach einem chirurgischen Eingriff können die Atemwege des Patienten gereizt und entzündet sein, was zu Husten, Atembeschwerden und anderen Atemproblemen führt. Durch Erwärmen und Befeuchten des Gases kann der Patientenkomfort sichergestellt, die Angst des Patienten gemindert und der Bedarf an zusätzlichen Schmerzmitteln reduziert werden, die Nebenwirkungen wie Schläfrigkeit und Übelkeit haben können [12]. 

Darüber hinaus sind Vollnarkose und unbeabsichtigte Hypothermie im Operationssaal die bei weitem häufigsten perioperativen Störungen der Normothermie. Sie ergeben sich aus einer Kombination von anästhesiebedingt gestörter Thermoregulation und der Kälteexposition in der OP-Umgebung [13]. Zusammen mit der Freilegung von Körperhöhlen und dem Blutverlust kann dies autonome Abwehrmechanismen auslösen und zu einer Hypothermie führen, die mit einer erhöhten Morbidität und Mortalität bei OP-Patienten verbunden ist [14]. 

Perioperative Hypothermie ist definiert als eine Körperkerntemperatur unter 36 °C und ist eine häufige unerwünschte Folge von Anästhesie und Operation. Bei den meisten Patienten, die sich einer Allgemeinanästhesie unterziehen, ist eine Hypothermie das Ergebnis einer internen Umverteilung der Körperwärme vom Kern in die Peripherie, die zu einer Abnahme der Kerntemperatur in den ersten 30 Minuten nach der Einleitung in der Regel um 0,5 – 1,5 °C führt [12]. 

In mehreren Meta-Analysen und randomisierten kontrollierten Studien (RCT) wurde nachgewiesen, dass die Vermeidung einer unbeabsichtigten Hypothermie bei größeren abdominalchirurgischen Eingriffen das Auftreten von Wundinfektionen [14], kardialen Komplikationen, Blutungen und Transfusionsbedarf signifikant senkt und gleichzeitig die Immunfunktion, die Dauer der postoperativen Überwachung und das Gesamtüberleben verbessert [15,16]. Daher ist es sinnvoll, den Verlust von Körperwärme zu verhindern, wie es die ERAS-Gesellschaft in ihren Leitlinien für die perioperative Versorgung (Enhanced Recovery After Surgery) empfiehlt. Bei gefährdeten Gruppen wie älteren Patienten mit kardiorespiratorischen Erkrankungen und langwierigen Operationen sollten kombinierte Strategien, einschließlich Atemgaserwärmung und -befeuchtung, in Betracht gezogen werden [12]. 

Das erwärmte Atemgas kann dazu beitragen, die Normothermie aufrechtzuerhalten, weil es eine warme und feuchte Umgebung für den Patienten schafft. Das Gas wird auf eine Temperatur von 37 – 38 °C erwärmt, was der normalen Körpertemperatur entspricht. Außerdem wird das Gas auf eine relative Luftfeuchtigkeit von 100 % befeuchtet, was dazu beiträgt, eine Dehydrierung der Schleimhäute zu verhindern und somit die Normothermie aufrechtzuerhalten, indem der Wärmeverlust über die Atemwege verringert wird [17]. 

Es gibt verschiedene Arten von Geräten, mit denen sich in der perioperativen Phase Atemgastemperierung und -befeuchtung bereitstellen lässt. Ein gängiger Gerätetyp ist ein Warmluftbefeuchter, der die Gase erwärmt und befeuchtet, während sie durch einen Wassertank strömen [18]. Eine andere Methode ist die Verwendung eines Wärme- und Feuchtigkeitsaustauschers (HME-Filters), der zwischen dem Patienten und dem Beatmungssystem oder der Maske angebracht wird. Der HME-Filter speichert die Wärme und Feuchtigkeit aus der ausgeatmeten Luft des Patienten auf und verwendet sie zur Befeuchtung und Termperierung der Luft, die dem Patienten zugeführt wird [19]. 

rotz der eindeutigen Vorteile der Atemgaserwärmung und -befeuchtung im Operationssaal gilt es, verschiedene Herausforderungen und Überlegungen zu berücksichtigen. Eine der größten Herausforderungen sind die Kosten. Die Atemgaserwärmung und -befeuchtung erfordert zusätzliche Geräte und geschultes Personal und kann die Gesamtkosten der Operation erhöhen. 

Eine weitere Herausforderung ist das potenziell erhöhte Infektionsrisiko. Befeuchtende Gase können ein günstiges Umfeld für Bakterien und andere Krankheitserreger schaffen, was das Infektionsrisiko für Patienten und medizinisches Personal erhöhen kann. Dieses Risiko kann durch Maßnahmen zur Infektionskontrolle, wie z. B. die regelmäßige Reinigung und Wartung der Befeuchtungsgeräte, und durch die Verwendung von sterilem Wasser und Filtern im Befeuchtungsprozess gemindert werden [20]. 

Die Belege für die Verwendung von erwärmten und befeuchteten Gasen in der perioperativen Phase sind überzeugend, wie mehrere Studien gezeigt haben. Zu den Vorteilen gehören ein erhöhter Patientenkomfort, eine bessere Sicht während des Eingriffs und ein geringeres Komplikationsrisiko [18,19]. 

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Nutzung der Atemgaskonditionierung in der perioperativen Phase zahlreiche Vorteile sowohl für den Patienten als auch für das Operationsteam mit sich bringt, wie oben dargelegt. Angesichts der überzeugenden Belege für ihre Verwendung ist es daher wichtig, dass OP-Teams die Verwendung aufbereiteter Atemluft in der perioperativen Phase in Betracht ziehen.

[1] D. R. Hillman, P. R. Platt, P. R. Eastwood, The upper airway during anaesthesia, BJA: British Journal of Anaesthesia, Volume 91, Issue 1, July 2003, Pages 31–39, https://doi.org/10.1093/bja/aeg126 

[2] Rogers TD, Button B, Kelada SNP, Ostrowski LE, Livraghi-Butrico A, Gutay MI, Esther CR Jr, Grubb BR. Regional Differences in Mucociliary Clearance in the Upper and Lower Airways. Front Physiol. 2022 Mar 9;13:842592. doi: 10.3389/fphys.2022.842592. PMID: 35356083; PMCID: PMC8959816. 

[3] Williams R, Rankin N, Smith T, Galler D, Seakins P. Relationship between the humidity and temperature of inspired gas and the function of the airway mucosa. Critical Care Medicine 1996; 24: 1920–9. 

[4] Woods BD, Sladen RN. Perioperative considerations for the patient with asthma and bronchospasm. Br J Anaesth. 2009 Dec;103 Suppl 1: i57-65. doi: 10.1093/bja/aep271. PMID: 20007991. Perioperative considerations for the patient with asthma and bronchospasm – British Journal of Anaesthesia (bjanaesthesia.org) 

[5] Fontanari P, Burnet H, Zattara-Hartmann MC, et al. Changes in airway resistance induced by nasal inhalation of cold dry, dry, or moist air in normal individuals. J Appl Physiol 1996;81(4): 1739e43. 27.  

[6] Fontanari P, Zattara-Hartmann MC, Burnet H, et al. Nasal eupnoeic inhalation of cold, dry air increases airway resistance in asthmatic patients. Eur Respir J 1997;10(10):2250e4. 

[7] Chalon J, Ali M, Ramanathan S, Turndorf H. The humidification of anaesthetic gases: its importance and control. Can Anaesth Soc J 1979; 26:361–366. 

[8] Williams R, Rankin N, Smith T, Galler D, Seakins P. Relationship between the humidity and temperature of inspired gas and the function of the airway mucosa. Critical Care Medicine 1996; 24: 1920–9. 

[9] A Hasani, TH Chapman, D McCool, RE Smith, JP Dilworth, and JE Agnew. Domiciliary humidification improves lung mucociliary clearance in patients with bronchiectasis Chronic Respiratory Disease 2008 5:2, 81-86 

[10] Patel A, Nouraei SA. Transnasal Humidified Rapid-Insufflation Ventilatory Exchange (THRIVE): a physiological method of increasing apnoea time in patients with difficult airways. Anaesthesia 2015; 70: 323–9 

[11] Mir F, Patel A, Iqbal R, Cecconi M, Nouraei SA. A randomised controlled trial comparing transnasal humidified rapid insufflation ventilatory exchange (THRIVE) pre-oxygenation with facemask pre-oxygenation in patients undergoing rapid sequence induction of anaesthesia. Anaesthesia 2017; 72: 439–43. 

[12] Moola S, Lockwood C. Effectiveness of strategies for the management and/or prevention of hypothermia within the adult perioperative environment. Int J Evid Based Healthc 2011; 9: 337–45 

[13] Feldheiser, A, Aziz, O, Baldini, G, Cox, BPBW, Fearon, KCH, Feldman, LS, Gan, TJ, Kennedy, RH, Ljungqvist, O, Lobo, DN, Miller, T, Radtke, FF, Ruiz Garces, T, Schricker, T, Scott, MJ, Thacker, JK, Ytrebø, LM, Carli, F. Enhanced Recovery After Surgery (ERAS) for gastrointestinal surgery, Part 2: consensus statement for anaesthesia practice. Acta Anaesthesiologica Scandinavica 2016 

[14] Walker KJ, Smith AF. Premedication for anxiety in adult day surgery. Cochrane Database Syst Rev 2009; 9: CD002192. Rainer Lenhardt. The effect of anaesthesia on body temperature control. Front. Biosci. (Schol Ed) 2010, 2(3), 1145–1154. https://doi.org/10.2741/S123 

[15] Kurz A, Sessler DI, Lenhardt R. Perioperative normothermia to reduce the incidence of surgical-wound infection and shorten hospitalization. Study of Wound Infection and Temperature Group. N Engl J Med 1996; 334: 1209–15 

[16] Rauch S, Miller C, Bräuer A, Wallner B, Bock M, Paal P. Perioperative Hypothermia-A Narrative Review. Int J Environ Res Public Health. 2021 Aug 19;18(16):8749. doi: 10.3390/ijerph18168749. PMID: 34444504; PMCID: PMC8394549. 

[17] Melling AC, Ali B, Scott EM, Leaper DJ. Effects of preoperative warming on the incidence of wound infection after clean surgery: a randomised controlled trial. Lancet. 2001 Sep 15;358(9285):876-80. doi: 10.1016/S0140-6736(01)06071-8. 

[18] Plotnikow GA, Accoce M, Navarro E, Tiribelli N. Humidification and heating of inhaled gas in patients with artificial airway. A narrative review. Rev Bras Ter Intensiva. 2018 Mar;30(1):86-97. doi: 10.5935/0103-507x.20180015. PMID: 29742220; PMCID: PMC5885236. 

[19] Wilkes AR. Breathing filters, humidifiers, and nebulizers. In: Davey AJ, Diba A, eds. Ward’s Anaesthetic Equipment, 5th edn. London: WB Saunders, 2005: 291–303. 

[20] Rhame, Frank S., et al. “Bubbling humidifiers produce micro aerosols which can carry bacteria.” Infection Control & Hospital Epidemiology 7.8 (1986): 403-407 

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